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Migräne, mein eigener Rummelplatz

Meine Mutter litt früher des Öfteren unter Migräneanfällen, die mit allem, was an Störungen so bekannt machbar ist, einher ging. Inklusive einem Tag auf der Couch.

Meinen ersten Anfall hatte ich mit 22 Jahren, als ich plötzlich eine Stuhlreihe im Esszimmer gepflegt weggekegelt hatte. Dazu muss ich sagen, dass ich äußerst stabile Esszimmermöbel habe, die mit einer Hand so gut wie nicht verrutschen gehen. Erst mal Panik, weil ich ja nicht wusste, was da passiert. Ein Ergebnis daraus war, dass meine ersten selbst hergestellten Bolognesenudeln leicht angeschmurgelt waren. Nudeln mit Röststoffen, hat ja auch nicht jeder. Die Panik, was das nun sein könnte, war bedeutend größer.

Glücklicherweise blieben mir immer weitergehende Ausfälle erspart, vielleicht auch aus dem Grund, dass ich zwei Apsirin immer griffbereit zur Hand habe. Der letzte Anfall kam einen Tag nachdem die Ex die Wohnung von ihren Habseligkeiten befreit hatte. Leider auch inclusive des Medizinschrankes, der meine Tabletten enthielt. Und an diesem Tag durfte ich erfahren, was Kopfkirmes ist. Nein, auch da hatte ich keine Schmerzen, aber erstmals eine "Aura". Was heißt, dass es blitzt, zuckt und die Farben irgendwie verschwommen sind. Nach einer Aushilfe meiner Mutter war der Zauber wieder vorbei, auch die Ausfälle währenddessen überschaubar.

Heute dann mal wieder, allerdings war ich dieses Mal vorbereitet. Bemerkt, schnell an den Schrank, Aspirin Direkt unter die Zunge, viertel Stunde gewartet, und vorbei war das.

Zwischenzeitlich hat der Bildschirm getanzt, die Ränder waren fein bunt gestaltet und ab und zu war das Sehen entweder in der Bildmitte oder rechts unten ganz weg. In solchen Momenten lobe ich mir meine Auf-dem-Tisch-Vorratshaltung, die mir bei der Entstehung der Gelüste auf entweder Süßes oder Salziges behilflich ist. Nur trinken traue ich mich nicht, da meine Nieren recht gut arbeiten und ich den Weg irgendwie scheuen würde in dieser Situation. Aber eine Art von Heißhunger entsteht immer.

Der Arzt rät ja dazu, den Tag und den Tag vor einem Anfall zu rekapitulieren. Beim letzten Mal war ich clever genug, das Ganze schriftlich zu fixieren. Wer erinnert sich schon knapp eineinhalb Jahre später, welche Umstände den Tag begleitet haben? Eben...

Und siehe da, ich konnte Parallelen aufzeigen: Erdbeerkuchen, mehr Schlaf als gewöhnlich und eine recht hohe Temperatur nach einer längeren Kältephase. Ob es nun diese Kombination ist oder eine einzelne Komponente dazu führt, ich weiß es nicht. Ist auch egal, solange es immer glimpflich verläuft. Heute war es auch wieder so. Vom Bemerken des Symptoms bis zur Auflösung selbiger sind dieses Mal genau 18 Minuten vergangen. Weniger als beim letzten Mal. Ich schiebe das jetzt einfach auf die Einnahme der "Direkt". Und das tiefe Ein- und Ausatmen zusammen mit einer Massage der Nackenwirbel.

Wenn der erste Ärger über den Vorgang verraucht ist - dauert nur ein paar Augenblicke, mich nervt die Einnahme von blöden Medikamenten -  dann beobachte ich gerne, wie sich die Sache entwickelt. War es beim letzten Mal eine Art von "schwarzem Fleck", der einfach ein paar Grad Blickfeld wegradiert hat, so eben heute mit Aura. Interessant finde ich dabei, dass wirklich alle Farben des Regenbogens auftreten. Mittig ein blinder Fleck, am Rand ein gezackter Stern, der schnell größer wird, dann wieder schrumpft. Am Ende ist es soweit, dass gut 40 - 50 % vom Sehvermögen verschwunden sind.

Wie soll man sowas beschreiben? Vielleicht am ehesten so, wie man sich einen Trip auf LSD vorstellt. Nur eben ohne Flashback. Hat auch was für sich. Und kostet nur zwei Aspirin :-)


Kommentare

  1. ... oder eine Ibu 600. Meine Aura ist aber unspektakulärer. Bei mir wird alles verschwommen und ich höre alles wie durch Watte, dumpf und verzerrt. Kommt zum Glück ganz selten vor, eben bei so extremen Wetterumschwüngen, da schlucke ich morgens prophylaktisch und alles ist gut. Und Stress-Migräne hatte ich schon ewig nicht mehr. Genauer gesagt, seit der *Entscheidung*, vom Pott weg zu gehen, also lange vor dem eigentlichen Umzug.

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  2. Nelja, spektakulär ist das ja auch nicht, und sehr selten. Bei Stress gleich gar nicht. Naja, habe ja auch keinen mehr :-)
    Das durch die Watte hören hatte ich mal, als mir das erste Mal Blut abgenommen wurde. Wäre fast vom Stuhl gekippt. War peinlich. Mittlerweile kann ich sogar zusehen. Hab ja seit geraumer Zeit Routine drin :-)

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