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IKEA 2

So, nu bin ich denn mal wieder bei IKEA gelandet. Nur mal so zum Spaß, sagt die Frau.
Habt Ihr eigentlich gewusst, dass IKEA die Abkürzung vom Namen des Inhabers ist? Nein? Seht Ihr, ich auch nicht. Bis, ja bis ich am letzten Samstag bei IKEA in der Kantine abgegeben wurde. Dazu muss ich sagen, dass der IKEA in Fürth nagelneu ist, dass man nicht mehr durch das ganze Programm geschleust wird und dass die Kantine "Brödla" endlich direkt vom Ausgang(!) aus erreichbar ist. Ein Hurra der Männerfreundlichkeit.
Neu ist weiterhin, dass man zwar ein Schweinegeld für die Getränke bezahlt, die Gläser aber immer wieder auffüllen darf. Dazu sei angemerkt, dass das Personal ab der sechsten Tasse Kaffee komisch guckt. Egal, hab mir halt ´nen Preiselbeertrank gekauft und hab da mein Geld wieder reingeholt. Der Getränkezapfer steht nämlich außerhalb der Kassenzone.
Nun aber noch zu Herrn IKEA. Ich sitze so in der Kantine, bei Kötbullar (sind das KÖTer BULLAR?) und Saft und lausche den Menschlein am Nachbartisch. Sind halt die üblichen Verdächtigen bei IKEA, Streifenhose, Björn und Sören und und und. Es kommt, wie es bei den Alternativkäufern kommen muss: Der Sohn, Franjo(!), fragt Mama und Mama -ja, Ihr lest richtig, die haben Händchen gehalten und geknutscht- was denn IKEA überhaupt bedeutet. Nicht die Frage hat mich aufhorchen lassen, eher die plötzliche Stille und Erwartungsspannung am Nachbartisch. Na, da bin ich jetzt aber mal gespannt.
Die eine, nennen wir sie Mama 1, sagt, dass das wohl amerikanisch sei und der Mann wohl Ike mit Vornamen und Abrams, Adams, oder so mit Nachnamen hieße. Das hat sie mal gelesen…. Wahrscheinlich im "BIG BROTHER PROGRAMMHEFT". Mama zwei meint darauf nur trocken, dass die Firma doch wohl nicht aus Amerika kommt, das sieht man schließlich an den Firmenfarben. Und die Artikelbezeichnungen lassen auch eher auf ein nordisches Land schließen. Aha, Latzhose mit Bildung, denke ich, als ich auch schon enttäuscht werde. Anstatt des erwarteten "Schweden!" kommt "Lappland"….. Gott sei Dank konnte ich auf meinen Köttbullar weiterkauen, da ist das Grinsen in meinem Gesicht nicht aufgefallen. "Der heißt Ikram oder so ähnlich…" Ingram wäre gut, Ikram zumindest nicht ganz sehr schlecht. Irgendwie interessiert die ganze Diskussion den kleinen Franjo nicht mehr. Nun denke ich darüber nach, was einen Menschen dazu bewegt, seinen Sohn Franjo zu nennen. Ob das die Koseform von Franz-Josef ist? Oder ein Ort? Ein Ereignis?
Am Nachbartisch gibt es zwischenzeitlich Streit. Mama 2 hat wohl in den letzten Wochen einen Billy gekauft. Was auch immer das ist. Na, der war dann wohl zu teuer, weil der heute nämlich glatte vier Euro billiger gewesen wäre. Mama 2, wohl nicht die leibliche Mutter von Franjo, ist leicht angefressen, brummelt was von "nie recht machen", und "Schnauze voll". Langsam kristallisiert sich auch das Familienverhältnis heraus. Mama 1, genannt Schnäuzelchen, ist die Mutter von Franjo und Elke und auch 100-%-Hausfrau, Mama 2, die nur Claudia heißt, ist scheinbar für die Finanzen und deren Beschaffung verantwortlich. "Du denkst wohl auch, nur weil du Geld hast, kannst du dir alles erlauben!?" Ein Wort gibt das andere und die Kinder sind zum zweiten Mal am Tag still. Der kleinen Familie ist die Lust vergangen, sie verlassen das Lokal. Franjo wird ziemlich lieblos in den Kinderwagen gestopft, die kleine Elke wird von Mama 2 hinterhergezogen. Schade, das Entertainmentniveau ebbt gerade ab.
Macht aber nix, die Kantine fasst locker 300 - 400 Leute.
Zwei Tische weiter sitzt auch wieder so ein komisches Paar. Er ist Anfang/Mitte 50, sie in den ersten Zwanzigerjahren. Beide sind ziemlich aufgerüscht, der Kleidung nach ist wohl zumindest einer ein Besserverdiener. Er ist graumeliert, Anzug, feingliedrige Finger, der große BMW-Schlüssel mit dem noch größeren BMW-Emblem am Anhänger liegt gut sichtbar auf dem Tisch. Oppla…. Nix Vater und Tochter, ein Liebespaar. Fragt mich nicht, woher ich das weiß, ich sage nur, dass ich die Hände unter dem Tisch sehen konnte. Immer wenn er was sagt, dann nimmt er seinen Preiselbeertrank-Kelch wie ein edles Weinglas in die Hand. Ein kurzer Satz, immer ein tiefer Blick in ihre Augen, wenn er dann am Ende des Satzes grinst, dann beginnt auch sie zu lachen. Kurz, heftig und schrill. Das Wippen ihrer Oberlippe beim Lachen erinnert mich an den guten alten Furi. Fasst möchte man ihr den Möhrensalat reichen. Schade ist nur, das ich die Unterhaltung nicht mit anhören kann. Genug Platz für meine Gedanken…. Ich frage mich nur, ob er ein Blender ist und bei IKEA kaufen muß, oder, ob sie ihn gerade auf jugendlich trimmt und zur besseren Einführung in ihrem Studenten-Bekanntenkreis eine Einrichtung von IKEA besser geeignet erachtet als die von Rolf Benz. Die nächste Version wäre die Gespielin, bei der die Frau nichts davon weiß, der Mann der Liebschaft gerade eine Liebeshöhle einrichtet und diese so günstig wie möglich haben will. Man weiß ja nie…. Er ist ja so irgendwie der Typ Harald Schmidt, gesetzt, gediegen, irgendwie in sich ruhend. Frauchen passt da so recht nicht dazu. Und als sie aufstehen, blitzt ihr Schnürle. Der String, für die, die nicht aus Oberfranken kommen. Habt ihr schon mal einen behaarten Damenhintern gesehen? Nicht viele Haare, aber kräftig und dunkel. Jetzt ist mir übel, die letzten drei Kötbullar bleiben auf dem Teller.
Am Tisch der kleinen Familie von vorhin ziehen ein paar Asiaten ein. Sehen echt elegant aus und wischen auch die Stühle erst mal mit Tüchern ab, auf die sie sich dann setzen. Mama, Papa, Tochter. Mama und Tochter haben jeweils den selben Hut auf, beige mit hellbraunen Karos. Ein Pepita für Kurzsichtige, wie Heinz Erhardt sagen würde. Kurze Diskussion, dann geht der ältere Herr in Richtung Selbstversorgung. Sehr akurat steht er in der Schlange, hält sogar beim Nachrutschen immer den selben Abstand zum Vordermann ein. Ein Teller Lachs, hausgebeizt mit einem Stück Butter und einem winzigen Salatblatt, weiter zu den warmen Speisen. Die Wahl fällt auf das Standardessen bei IKEA - richtig, Kötbullar, hier aber die kleine Portion. Und auf einen Beilagensalat für 1,50 EURO. Ohne Dressing.
Während an einem der Tische in meiner Sichtweite sich ein Säugling übergibt und so meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, verliere ich den älteren Herren aus der Beobachtung. Lustigerweise hat IKEA als Schutz für die Tischdecke eine Glasplatte über den Tischen. Heissa, spreißelt das Erbrochene schön. Ich hätte nie gedacht, dass ein so kleiner Mensch einen solchen Druck entwickeln kann. Aber, der Erfolg gibt IKEA recht. Die Tischdecke hat nichts abbekommen. Die Familie dagegen riecht jetzt eher unangenehm. Ist aber auch nicht weiter schlimm, schließlich ist es heute warm und bei den richtigen IKEA-Freaks ist einfaches Duschen und Deobenutzung scheinbar immer noch als hochgradig Krebserregend verschrien.
Zurück am Tisch wird das Essen in der Mitte des Tisches drapiert. Drei mal nur Gabel, fertig. Die Mutter hat eigenes Wasser dabei. Beim öffnen der Flasche mit den fremden Schriftzügen ist kein zischen zu hören. Nur so richtig frisch und kühl sieht das Wasser schon nicht mehr aus. Die jüngere der beiden Hutträgerinnen beginnt das Gespräch. Habt Ihr das schon mal bemerkt? Oft ist es so, dass sich starkpigmentierte Ortsfremde in ihrer Heimatsprache unterhalten. Ist ja auch nichts dabei. Aber wenn dann mitten im Gespräch deutsche Markennamen oder Redewendungen auftauchen, das ist schon lustig. Der Vater scheint Ärger mit seinem Mercedes zu haben. Oder er will einen kaufen. Oder der Schwager in Peking hat einen. Keine Ahnung, er ist jedenfalls so erregt, dass ihm ein sorgsam zurecht gemachtes Röllchen aus Lachs, Salat und Sprossen von der Gabel springt. Jähe Stille am Tisch, verschämt räumt die Tochter das Malheur weg, während die Mutter anfängt, die Glasscheibe zu wienern. Das ist Erziehung. Muss ich mit meiner mal versuchen. Bin mir eigentlich fast sicher, dass ich wohl nur ein "zu dumm zum essen?" ernten werde.
Nach einer guten Stunde werde ich von der Kantine erlöst. "Nach Hause…." denke ich. Von wegen. In "Billiga" gibt’s Lämpchen, die mit LEDs betrieben werden. Toll. Und nur knapp zwanzig Euro für eine Fassung, die aus Plexiglas-Resten besteht. Na, so was brauchen wir auf jeden Fall. Frauchen verzieht die Schnute und läuft weiter. Ich kann es kaum glauben, "Billiga" ist am Schluß von IKEA und wir haben nichts gekauft! Gerade als ich mich aber dem Ausgang zuwenden möchte, hält mich ein barsches "Wart mal!" am Ort fest. Frauchen springt in die Regale und holt einen vorher dort geparkten Wagen heraus. Knuffa, Stygga und Konsorten lachen mich an. Von wegen, wir waren nur mal so zum Spaß bei IKEA.

Kommentare

  1. ... also, ich gehe gern in die IKEA! :) ... und hoffentlich laufe ich Dir dann dort nicht über den Weg. :)

    Tja, und INGVAR KAMPRAD gehört zu den 5 reichsten Menschen der Welt, ... wer hätte das gedacht!? ;)

    LG,
    Pupe *die.jetzt.im.neuen.katalog.blättern.geht* *ätscherdla* :)

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  2. Muuuuuuhahahahahaha - ich habe mich köstlich amüsiert und ab und zu auch ein Deja-vu gehabt :D
    Übrigens, toppen kann man das noch mit einem anschließenden Besuch bei H&M....

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  3. Schön zu lesen. Trotzdem hoffe ich, dass ich deinen neugierigen Blicken und Ohren entgehen kann. Wird schwer sein, wenn wir wieder zusammen unterwegs sind. Aber wahrscheinlich wird dann Sören in seinem veganischen Möbel-Blog über die zwei Untergrößigen mit dem komischen Dialekt schreiben. Ich denke da so an Stadler und Waldorf.

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  4. *klugscheißermodus an

    IKEA ist nicht nur die Abkürzung für den Namen des Inhabers, sondern auch für Name und Ort des Gutes auf dem er lebt(e).

    In Wirklichkeit bedeutet es aber:

    Im
    Keller
    Endet
    Alles

    oder auch:

    Ich
    Krieg
    Einen
    Anfall

    *klugscheißermodus aus

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  5. So oft wie ich in letzter Zeit in Poppenreuth und anderen Ikeas war, hast Du mich bestimmt auch gesehen. ;-)

    Gestern war ich als alleineinkaufende Frau unterwegs, die Dame in der Küchenbau-Abteilung musste ich erst von meiner Kompetenz überzeugen, weil ich mit Kostümchen und hochhackigen Schuhen auftauchte, hihi, hat dann aber schnell geklappt.

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