Zwei Grundtendenzen in der Ernährung der Deutschen erkennbar
Wie auch im Forum bei www.restaurant-kritik.de sehr lebhaft diskutiert, zeichnen sich in Deutschland immer deutlicher zwei Grundtendenzen der Lebensmittelbeschaffung ab.
Eine dieser Richtungen zeigt in der Entwicklung deutlich in Richtung „billiger um jeden Preis“. Dabei wird akzeptiert, dass die Lebensmittel immer stärker mit Zusatzstoffen durchsetzt sind, natürliche Zutaten durch ähnlich schmeckende Aromen ersetzt werden. Oft nimmt das derart Züge an, dass die Lebensmittel die im Etikett angepriesenen Inhalte gar nicht mehr enthalten. So gibt es am Markt von einer Bekannten Hersteller ein Tafelwasser mit Pfirsich-Maracuja-Geschmack, der nur noch 1,4 % Pfirsichsaft enthält, die Maracuja ist komplett durch Aromen ersetzt worden. Hauptbestandteile dieses Getränkes: Wasser und Zucker. Von den auf dem Etikett suggerierten Früchten ist also nur verschwindend gering etwas zu schmecken. Produkte mit richtigen Früchten in höherer Konzentration sind für teils nur wenige Cent mehr erhältlich. Der Kunde hat es auch hier in der Hand, entweder gnadenlos billig und mit Ersatzstoffen oder mit mehr Leben und für wenig mehr Geld etwas mehr Qualität. Noch billiger ginge es, indem man wieder selber mischt und sich Mineralwasser aus einer heimatnahen Quelle kauft und Fruchtsäfte aus heimischer Produktion. Natürlich sind dabei nicht alle verwendeten Zusatzstoffe als schlecht zu geißeln, viele der zugesetzten Materialien erfüllen durchaus ihren Zweck und haben in der Produktion ihre Daseinsberechtigung. Hier ist der Produzent gefordert, das gesetzlich eingeforderte Augenmaß zu behalten: soviel wie nötig, so wenig wie möglich.
Dies sollte natürlich auch für die Gastronomie gelten. Erwartet der Kunde am Imbiss eher einen Zusatzstoff (der sich zudem oft nicht vermeiden lässt), so sollte mit steigendem Preis in der Speisekarte ein anderes Zahlenwerk eliminiert werden. Nämlich das der Zusatzstoffe, die in den eingesetzten Zutaten vorhanden sind. Komisch, dass zumindest in unserem oberfränkischen Umkreis bisher nach meinem Wissensstand noch niemand auf die Idee kam, mit einer komplett zusatzstofffreien Küche zu werben.
Dass dies durchaus möglich ist, zeigt der vom DBV (Deutscher Bauernverband) erstellte Bericht. Dieser besagt, dass die nach der EU-Ökoverordnung produzierenden Betriebe in der Zahl zunehmen. Im Jahr 2008 bewirtschafteten so 19.824 Betriebe eine Gesamtfläche von 911.386 Hektar (ha). Immerhin ein Plus von ca. 55.000 ha bzw. 6,43 Prozent mehr als noch in 2007. Hier ist es durch die größere Menge auch für den Endverbraucher und dem Gastwirt einfacher und günstiger, an BIO-Ware zu kommen und diese ohne den Zusatz von Hilfsmitteln dem Gast anzubieten.
Allein bei BIO-Getreide legte deutlich um 3,87 Prozent auf 188.000 ha zu, insgesamt bedeutet das ein Marktanteil von knapp 2,9 Prozent. Hülsenfrüchte haben zwar einen Öko-Anteil von 28,2 Prozent, verlor jedoch an der Gesamtmenge ca. sieben Prozent, was 23.800 ha weniger bedeutet. BIO-Gemüse und -Obst ist nach wie vor unverändert.
Immer öfter ist aufgrund der gestiegenen Anbauflächen das BIO-Erzeugnis nicht oder nur unwesentlich teurer als das herkömmlich angebaute Pendant. Die Marketing-Strategen haben aber wohl noch auf Jahre hinaus mit der Gleichung „Bio = Teuer“ zu tun, nachdem dies in den Köpfen der Verbraucher im Verborgenen schlummert.
Hier ist nun die Gastronomie gefordert, den Kunden über den Geschmack wieder für wertige Lebensmittel zu sensibilisieren, mehr natürlich produzierte Ware einzusetzen und die Zusatzstoffe wo immer möglich aus dem Programm zu verbannen. Eine Firma zeigt schon, wie man das Instrument „ohne Zusatzstoffe“ clever für die Werbung nutzen kann. Ein Blick auf die Seiten http://www.frostablog.de/blog/ kann da helfen. Auch die Schulen sollten ihren Bildungsauftrag wieder wahrnehmen und im Unterricht den Kindern zumindest das Aussehen der Früchte und Gemüse beibringen. Und vielleicht auch, das lilafarbene Kühe in der Natur nicht wirklich vorgesehen sind.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen